Sonntag, 26. August 2012

Ein Trinker erzählt

Ganz schön viel Zeit der letzten Jahre habe ich mit dem Genuss alkoholischer Getränke verbracht. Seit meinem 17. Lebensjahr war ich ein dem Trunke Verfallener, der keine Möglichkeit ausließ, sich einen gehörigen Rausch zu verschaffen. Ich habe aus Lust getrunken, aus Frust, zum Feiern, zu Abschieden, allein, mit anderen. Einen Grund gab es eigentlich immer - selbst wenn es nur aus Langeweile war.
Die Semester meines Studium verstrichen, hier und da habe ich mal eine Prüfung abgelegt damit ich nicht aus dem Studium fliege. Ansonsten war ich auf der Suche nach Jobs, um mir den Lebensunterhalt zu verdienen; das BaföG war mittlerweile ausgelaufen - wegen Überschreitung der Höchstförderzeit. Das verdiente Geld aus diversen Jobs habe ich dann recht schnell wieder in Bier und Zigaretten investiert und so verbrachte ich dann oft Abende und Nächte allein in meiner 1-Raum-Wohnung im Bad, weil ich in dem Wohnraum nicht rauchen wollte. Naja, kein großes Bad. Naßzelle ist wohl der bessere Begriff. Auf den paar Quadratmetern saß ich dann auf dem Klo ( der Deckel war verschlossen) und habe meine Bierchen gekippt, Zigaretten geraucht und melancholische Musik über Youtube gehört. Irgendwann sogar Schlager und Liebesschnulzen von Christian Anders oder Udo Jürgens zum Beispiel. Das brachte mich melancholisch erst so richtig in Fahrt. Diese Trinksessions auf der Toilette hatten den Vorteil, dass man zum pinkeln einfach nur den Deckel öffnen musste und loslegen konnte, während man gleichzeitig sein Bierchen weiter trank.Mit der Musik, dem Bier und den Zigaretten war ich abgeschnitten von der Welt und all den Problemen um mich herum. Zwischendrin schrieb ich dann sehr emotionale sms an irgendwelche Leute oder habe gleich besoffen angerufen und blödes Zeug im Suff gelabert. Oft klickte ich mich dabei durch den Schwulenchat und habe mir dann hin und wieder einen Typen für `nen Fick klar gemacht oder Telefonsex praktiziert. Total besoffen bin ich dann mitten in der Nacht zu so einem Sexdate gefahren und wundere mich heute, dass die Typen das nicht abstoßend fanden, wenn ich da sturzbetrunken ankam mit `ner Fahne und nach Zigarettenrauch stinkend, und haben sich ficken zu lassen. Das war wilder Sex. Ja, das war versauter Sex. Einige wollten sich danach noch mit mir treffen. Als ich letztes Jahr mal wieder das Ende einer kurzen Affäre mit einem Typen aus Paris nicht so recht verkraften konnte, wurde das mit der Sauferei dann doch etwas zu viel. Meine letzte heftige Session im Mai 2011begann an einem Montag gegen 16:00. Ich deckte mich mit reichlich Bier ein und trank die ganze Nacht durch. Ohne zu schlafen. Am nächsten Vormittag war es mir zu peinlich, in den nächsten Supermarkt zu gehen und so holte ich die nächste Fuhre Bier im Happy Shop um die Ecke. Eine kleine Säuferspelunke, in der der auch der Besitzer schon am Vormittag voll war. Meine Sitzung im Bad ging dann so ca. bis 16:00 und ich fiel irgendwann völlig straff ins Bett. Gegen 02:00 morgens wachte ich auf. Mein Herz raste wie verrückt, ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und dachte, jetzt ist es soweit, Du hast Dich nun tot gesoffen.Überzeugt davon, gleich sterben zu müssen, wollte ich einen Notarzt rufen. Aber ich hatte tagsüber im Suff den PIN für mein Handy 3 mal falsch eingegeben. Das war jetzt aus. Hektisch lief ich zur Polizeiwache bei mir in der Straße und schilderte dort meine Situation. Ich bat darum, einen Notarzt zu rufen, da ich der Meinung war, gleich zusammen tod zusammenbrechen zu müssen. Die Polizeibeamtin in der Wache wollte erstmal meinen Personalausweis sehen. Jedoch hatte ich in meiner Todesangst nicht daran gedacht, den mitzunehmen.Der Notarzt wurde verständigt meine Panik wuchs, das Herz pochte durch die Panik spürbar heftiger und verstärkte diese dadurch. Völlig verstört und meinen Herzstillstand vor Augen schrie ich, wann denn endlich der Notarzt komme, ich könne es so lange nicht mehr aushalten. Die Beamtin teilte mir mit, der müsse gleich eintreffen, aber meinen Personalausweis habe sie immer noch nicht. Im Bewußtsein meines baldigen Ablebens war mir der eigentlich scheißegal. Ein Krankenwagen traf ein und nahm mich mit in die Klinik. Dort sollte ich über Nacht bleiben. Zur Überwachung meiner Herz-Kreislauftätigkeit wurde ich an einen entsprechenden Monitor angeschlossen.
Auf ihm konnte man in spitzen Zacken die Tätigkeit meines Herzschlages beobachten, was ich auch tat. Nur war das so, das die Zacken nicht ununterbrochen durchgehend angezeigt wurde und der Monitor regelmäßigfür eine oder zwei Sekunden dunkel blieb. Das "regelmäßig habe ich ja nicht gesehen - nur die 2 Sekunden einen Monitor ohne Zacken. "Oh Gott, mein Herz hat aufgehört zu schlagen" - mit dem Gedanken ergriff ich panisch den Drücker für die Notglocke. Ein Pfleger erschien. Ich wollte ihm dann doch nicht mitteilen, dass die Zacken verschwunden waren und mein Herz gerade aufgehört hat zu schlagen. Meine Panik im Gesicht muss er mir aber angesehen haben und so fragte er, ob ich vor irgendetwas Angst habe. Ich verlangte nach einem Arzt und teilte diesem mit, dass ich wahnsinnige Panik schiebe. Er verabreichte mir ein Mittel über einen Zugang zur Vene. Ich frage, was das sei und er antwortete: "Tavor". Oh nein, Tavor und Alkohol. Ich hatte mal was von Atemstillstand bei Kombination von beidem gelesen. Noch ein Adrenalinstoß. Ich fragte, ob er denn auch einen entsprechenden Antagonisten zum spritzen da hätte. Der Artzt behjahte und beruhigte mich: "Sie werden gleich schlafen". Ich schlief ein.
Ein paar Tage später trank ich mein letztes Glas Wein.

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Zuletzt aktualisiert: 26. Aug, 12:50

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